… wirft seine Schatten voraus. Das Motto in Englisch muss sein, es ist ja europäische Kulturhauptstadt 2025.
Steht das C, englisch ausgesprochen, für „sieh“, also „Sieh das Ungesehene“, oder als Abkürzung für „Chemnitz“? Egal. Ungesehen war Chemnitz auch bisher nicht, eher falsch gesehen, denkt man an die Ereignisse am Rande des Stadtfestes 2018 und was danach über Chemnitz für eine Meinung entstand. Aber gesehen werden sollte Chemnitz ganz anders, es hat in Kultur und Kunst sehr viel zu bieten: die Kunstsammlungen am Theaterplatz, das Museum Gunzenhauser, die Städtischen Theater, das Fritz-Theater, das Chemnitzer Kabarett, zahlreiche weitere Museen …
Zu bieten hat Chemnitz auch beeindruckende Industrie- und Jugendstil-Architektur, Gebäude der sogenannten Moderne wie die ehemaligen Kaufhäuser Schocken und Tietz, aber auch moderne Architektur wie die (leider 2024 – ausgerechnet kurz vor 2025! – geschlossene) Galeria Kaufhof. Nach langem Ringen konnte das Eisenbahnviadukt in der alten Form erhalten bleiben. Saniert und einer neuen Nutzung zugeführt wurden Fabrikgebäude wie der Wirkbau, die Schönherrfabrik, das Schleifmaschinenwerk - und der Spinnbau als neue (dauerhafte?) Spielstätte des Theaters.
Zu einer Liste lohnenswerter kultureller Orte gehören auch das Kloster Chemnitz sowie Schloss-, Kreuz-, Jakobi- und Lutherkirche, das Wasserschloss Klaffenbach, die Burg Rabenstein und und und … Eine Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen.
Und auch in der Chemnitzer Umgebung ist vieles für das Kulturstadtjahr sehens- und besuchenswert. Der sogenannte Purple Path (warum eigentlich „violetter Pfad“?) gehört dazu, aber z.B. auch die architektonisch besondere St.-Pius-Kirche in Hohenstein-Ernstthal, in der am 5. Januar mit der ZDF-Übertragung des Gottesdienstes die „Kulturkirche 2025“ der Region Chemnitz eröffnet wurde.
Hoffentlich wird das Kulturhauptstadtjahr 2025 dazu beitragen, Chemnitz anders zu sehen als bisher. Und hoffentlich wird das sehr umfangreiche Programm dazu beitragen, dass sich auch die Menschen aus Chemnitz und Umgebung und nicht nur prominente und illustre Gäste aus der Ferne mitgenommen fühlen (wie man so schön sagt) und die zahlreichen Angebote auch wahrnehmen. Man wird sehen, wie vieles davon dann umgesetzt wird. Wenig hilfreich sind dabei solche Projektnamen wie „Interpolar Nuclei * Topographing Fissures“ für eine geplante Ausstellung über die wahren Kosten des Bergbaus im Erzgebirge (mein „Favorit“ in unverständlichen Projektnamen). Das hält die Leute eher davon ab, sich mit dem Programm zu beschäftigen.
Viel Geld wurde auch in den einzelnen Stadtteilen für sogenannte Interventionsflächen bereitgestellt, jeweils 300 T€, meist sogar mehr. In Mittelbach ist es das Kulturzentrum „Mittelpunkt“, das zwar noch nicht ganz fertiggestellt ist, sicher aber bald den Mittelbachern zur Verfügung steht. In Grüna ist es das Freizeitareal an der Bergstraße. Formell ist es abgeschlossen. Schön ist es geworden. Eine offizielle Eröffnung wird es voraussichtlich in den Osterferien am 14. April geben. Es ist auch jetzt schon von den Kindern angenommen. Leider erfolgten die letzten Baumpflanzungen und Erdarbeiten zu einem Zeitpunkt mit viel Regen. Entsprechend sieht der Boden aus, so dass nicht angeraten ist, die Wege zu verlassen. Dass dann außerhalb der befestigten Flächen einmal Gras wächst, ist zu hoffen. Schöne neue Bänke zum Ausruhen gibt es. Dass man aber eine verrottete alte Bank einfach 2 Meter beiseite gestellt hat ohne sie zu entsorgen – da hört mein Verständnis auf.
Mein Wunsch für das Kulturhauptstadtjahr ist, dass das sehr reiche Angebot auch viel genutzt wird – eine solche Gelegenheit bietet sich nicht so bald wieder, und dass Chemnitz am Ende des Jahres in Europa, in Deutschland und von den Chemnitzern besser gesehen wird (also CHEMNITZ THE WORTH SEEN) – und die Ortschaften Mittelbach und Grüna am westlichen Stadtrand ganz besonders!
Ein schönes, ereignis- und erlebnisreiches Jahr wünscht
Ulrich Semmler
PS.: Als Redakteur des Ortschaftsanzeigers habe ich die Möglichkeit auch nach Redaktionsschluss noch etwas zu ergänzen. Und da muss ich sagen, dass die Eröffnungsveranstaltung am 18. Januar ein großer Erfolg war, entgegen mancher Zweifel, die auch ich hatte.
Dieser Artikel stammt aus dem Ortschaftsanzeiger Grüna / Mittelbach Januar Februar 2025