Die Kirche im Dorf
Die Grünaer Kirche ist noch jung: Erst 1894 wurde sie errichtet. Denn nach der ersten Besiedlung gab es zunächst nur eine Kirche für mehrere Orte, das waren Grüna, Mittelbach, Siegmar, Stelzendorf und Reichenbrand. Letzteres lag in der Mitte, und dort wurde die Kirche gebaut. (Die heutige „Johanneskirche“ stammt von 1810.)
Die Grünaer Kirchgänger konnten ihren Wunsch, eine eigene Kirchgemeinde zu bilden, nur schrittweise und gegen Widerstand aus Reichenbrand verwirklichen. Der erste Erfolg war 1701 ein eigenes Kirchweihfest. Von diesem Zeitpunkt an wurden in der Reichenbrander Kirche zwei Kirchweihfeste mit Gottesdienst durchgeführt, und seit jenem Jahr feiert Grüna Ende August seine traditionelle Kirmes.
Erst die Bildung der eigenständigen Gemeinde mit einem Gemeinderat im Jahre 1839 gab dem Ort die nötige Autorität. Zunächst wurde 1842 ein eigenverwalteter Friedhof in Grüna eingerichtet. (Heute steht der Grünaer Friedhof übrigens unter Denkmalschutz – sowohl als „Sachgesamtheit“ als auch einzelne Grabmale, z. B. das des Fabrikanten Abel mit einer Kopie des „Monuments der Toten“ auf dem Friedhof Pére Lachaise in Paris.)
1842 wurde in Grüna ein Kirchenbauverein gegründet mit dem Ziel, das nötige Geld zu sammeln. Ein Kirchenbaufonds mit 14.450 Mark bildete den Grundstock für die Finanzierung.
Der Grünaer Strumpfwirkermeister Moritz Schramm stellte dem Kirchenvorstand sein Grundstück unter Bedingungen zur Verfügung, die fast eine Schenkung waren. Die Grundsteinlegung war am 16.5.1892; den architektonischen Entwurf für den neugotischen Backsteinbau lieferte Prof. Knothe-Seek, Direktor der Baugewerkschule Zittau. Durch die Firma Robert Schreiter, damals größter Grünaer Baubetrieb, wurden die Bauarbeiten ausgeführt. Die Baukosten einschl. des Pfarrhauses betrugen 216.477 Mark. Damit verblieb eine hohe Schuldenlast, die erst in späteren Jahren getilgt werden konnte.
Am 4.3.1894 fand die Einweihung der Kirche statt, und das Kirchweihfest wurde am Montag, dem 27.8.1894 gefeiert, in Fortführung des traditionellen Termins von 1701.
Nun besaß die Gemeinde endlich ein eigenes Gotteshaus, und Grüna erhielt sein charakteristisches Ortsbild. Mit der Kirche, der neuen Schule und dem Rathaus erlangte unser Ort seine kulturelle Identität.
Im Ersten Weltkrieg wurden die Glocken abgenommen und eingeschmolzen (1916), und später wieder neu beschafft. Auch im Zweiten Weltkrieg wurden die Glocken bis auf die kleinere Mittagsglocke eingeschmolzen; 1951 konnten wiederum neue Glocken geweiht werden.
Nach 1945 wurde die Erhaltung des zu großen Kirchengebäudes immer schwieriger. Mit finanzieller und besonders materieller Unterstützung „aus dem Westen“ sowie vielen freiwilligen Helfern und Grünaer Firmen gelang es, die Kirche in einem ordentlichen Zustand zu bewahren.
Nach der politischen Wende 1989/90 begann man mit umfangreichen Sanierungs- und Rettungsarbeiten, die 1993 beendet wurden und 420.000 DM kosteten, woran sich die Gemeinde Grüna mit einer Spende von 200.000 DM beteiligte, weiterhin die Landeskirche, das Amt für Denkmalschutz und viele private Spender. Am teuersten war dabei die Sanierung des Kirchturmes.
Aktuelle Informationen der Kirchgemeinde unter: https://gemeinsamleben.net/