Vom Kohleschacht zum Hexenberg
Mitte des 19. Jahrhunderts – angeregt durch die reichen und erstklassigen Kohlevorkommen im nahen Oelsnitzer Revier – hatte man auch in Grüna große Anstrengungen unternommen, eine abbauwürdige Steinkohlenlagerstätte zu finden. 1850 wurde ein Steinkohlenbauverein gegründet, um zunächst geologische Erkundungen in Auftrag zu geben und Probeschächte anzulegen.
Vorerst teufte man einen Versuchsschacht, der sich im Bereich zwischen der heutigen August-Bebel-Straße 36 – 38 und der Kleingartenanlage „Am oberen Bahnhof“ befunden haben dürfte. Schon nach etwa 20 Metern Tiefe fand man zwei Steinkohlenflöze mit einer „Mächtigkeit“ von 28 bzw. 57 Zentimetern. Das stimmte hoffnungsvoll und veranlasste (ohne die eigentlich üblichen Erkundungsbohrungen) das Teufen des William-Schachtes (siehe Lageplan; daher der Straßenname „Schachtweg“), jedoch ohne Erfolg.
Als letzten beharrlichen Versuch eröffnete man den „Beharrlichkeitsschacht“ und trieb ihn zwischen 1856 und 1858 bis auf eine Tiefe (oder Teufe) von 426,6 Metern. In einer Teufe von 154 bis 173 Metern traf man auf insgesamt sechs Steinkohlenflöze mit einer Mächtigkeit von sieben bis maximal 30 Zentimetern und einem Abstand zwischen den einzelnen Flözen von bis zu 1,90 Meter. Das war nicht abbauwürdig.
Man gab nicht auf und ging weiter in die Tiefe, jedoch musste man einsehen, dass man auf das Grundgebirge gestoßen war, unter dem sich keine Kohle befinden konnte. 1863 wurde der Schacht geschlossen und wieder verfüllt; umgerechnet 600.000 Reichsmark waren vertan.
An diese einstigen Versuche erinnert noch heute eine kleine, mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Resthalde, nach der das neue Grünaer Wohngebiet benannt wurde: der „Hexenberg“.
Auch in unseren Nachbargemeinden wurde versucht, abbauwürdige Steinkohlenlagerstätten zu finden. So teufte man in Mittelbach (Landgraben Nr. 8) den 306 Meter tiefen Dufour-Schacht und in Reichenbrand (An der Halde) den 436 Meter tiefen Richard-Hartmann-Schacht – doch mit dem gleichen Resultat.