2020/06 Der Grünaer Ortsvorsteher berichtet

Hätte man vor einem Jahr gesagt ...

Diesen Satz konnte man in der vergangenen Zeit mehr als oft hören. Keiner hätte es sich auch nur im Geringsten vorstellen können. Nun möchte ich gern nur an anderer Stelle kurz darauf eingehen, denn Sie merken, liebe aufmerksamen Leser dieser Ausgabe, auch die Pandemie geht nicht spurlos am Blättl vorbei…. Es hat in dieser Zeit auch etwas abgenommen, Aufgrund verschiedener Ursachen – das Leben stand kurz still. Das Erfreuliche daran, man erfreute sich wieder an Brett- und Kartenspielen, wurde kreativ, und das Fahrrad erlebte seine Renaissance, ob mit oder ohne Antrieb. Ganz im Stillen wurde der neue Bußgeldkatalog durchgewunken, denn es fehlen ja Einnahmen. Bedeutet aber auch, dass die Rechte der Drahteselbesitzer gestärkt wurden. Beim Überholen mit dem Pkw sollte man immer den Gliedermaßstab mitführen. Aber bitte nicht vergessen, auch dort, wo ein Fahrradweg ist und man die Straße benutzt, kann es teuer werden. Etwas ins Grübeln kommt man auch, wenn die neuen Helden der Straße beim Abbiegen immer mehr das Handraushalten vergessen bzw. gar nicht erst schauen… Ich weiß, dass ich mit diesen Zeilen wieder Unmut mir zuführe, aber so ist das Leben, besser als wenn es still steht. Aufgrund des Stillstandes waren auch weniger Unfälle zu verzeichnen, doch deshalb bedeutet das nicht, dass keine Blutspenden mehr benötigt wären – Deshalb:


Auch wenn das Erscheinen des Blattes sich oft mit Terminen überschneidet, soll sich das Wichtigste dennoch auch hier wiederfinden. Man spürt es, wenn man selbst davon abhängig ist.

Und damit zu den schönen Seiten des Lebens, der Natur. An ihr ging alles so ziemlich vorbei. Es grünt und blüht, und ja – es fehlt Wasser. Und man genießt es, durch die Natur zu stöbern. Mit oder ohne Vierbeiner, an der Leine oder nicht, mit Tütchen oder ohne (gemeint nicht die zum Rauchen…). Aufgefallen war bei der Beobachtung unserer Störche, dass manchem Hundebesitzer gar gänzlich auch die Leinenpflicht entfallen war. Nun mag jeder seine eigene Meinung haben, aber gerade als unsere Störche auf Nahrungssuche am Engelswald mit hervorragenden Landungsnoten die Wiese erreichten und sich hier und da ein neugeborenes Wild im Versteck ehrfurchtsvoll verneigte, gerade da war Fiffi fast schon dran, den beiden die Pfote zu geben. Ich bin bestimmt nicht der einzige, welcher hier an den gesunden Menschenverstand appelliert, in gutem Glauben, dass man nicht nur Rechte hat, die man mehr oder weniger im Moment auch versucht durchzusetzen (wenn man jetzt für die nächsten 10 Jahre Küchenrollen und Toilettenpapier gehortet hat und sich auch an einem Kühlschrank voll Hefe erfreut - wohlwissend, dass man die eigentlich gar nicht verträgt), sondern dass unser Sprachschatz auch noch ein Wort mit P am Anfang beschert hat – Pflichten. Der Eine oder Andere mag berechtigter Weise jetzt auch mit fehlenden Hundetoiletten im Ort mein E-Mail-Fach im Nachgang füllen mit Verweis auf die zu bezahlende Hundesteuer. Ja, der Kampf mit der Moderne geht schon genau ein Jahrzehnt, man überarbeitet gerade ein neues Konzept und ich wünsche mir, dass nicht alles umsonst ist.

Für umsonst bzw. kostenlos wurde im März ein Projekt auf die Beine gebracht, welches andere Beine dazu bewegen sollte, das Haus in diesen Tagen doch nicht zu verlassen. In besagten Märztagen und mit dem Hintergrund, das Leben dieser Personen zu schützen, meldeten sich über 60 Personen, welche Einkäufe für Grünaer und Mittelbacher tätigen wollten und auch gern dies noch tun. An diese Menschen, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön, insbesondere auch den Vereinen (ganz vorne dran unsere Fußballer und Handballer), die sich mit einbringen und dem Kopf des Einkaufservices, der Familie Fährmann von unseren Freunden des runden Leders. Im Nachgang noch die besten Glückwünsche zur Hochzeit in dieser Zeit.

Unverständnis aber dann darüber, was man so in den Geschäften miterlebte, was man als Verkäufer über sich ergehen lassen musste und wie groß doch Unvernunft sein kann. Das gibt zu denken. Ein Dankeschön auch unseren Kameraden der Feuerwehr, die die Briefkästen in Mittelbach und Grüna mit Merkblättern versorgten, was in der MODERNE jedoch mit Unverständnis begleitet wurde… Ohne Worte!

Die Nerven liegen bei allen blank, ich möchte mir auch nicht vorstellen, wie es ist, keinen Garten zu haben, Kinder zu Hause, die Schulaufgaben lösen und lernen, dazu Homeoffice…. und kein Urlaub möglich, um einfach mal wegzufahren. Dennoch hat es auch etwas hier und da entschleunigt, man merkte, in welchem Hamsterrad man sich befindet und dass das Wichtigste zu kurz kommt – die Familie, denn plötzlich war sie da. Doch alles hat seinen Grund, und dazu hat mein Stellvertreter Herr Aurich auch ein paar Zeilen geschrieben.

Bedanken möchte ich mich auch bei den vielen fleißigen Maskennähern - bei Firmen wie Tatusch, Gessner, Müller oder bei den vielen Privatpersonen… Der Ortschaftsrat Grüna hatte in einer Nacht- und Nebelaktion diverse Masken für unsere Geschäfte, die das Leben am Laufen halten, in Grüna und Mittelbach aus seinem Budget herstellen lassen. Die Freude war überwiegend groß, hier und da findet man sie wieder und wir können nur sagen – wir haben es nur gut gemeint mit der Gesundheit. Vorreiter in kritischen Zeiten, welche noch nicht vorüber sind.

Ein nettes Gespräch führte ich auch mit Marcel Kaden von unserem Heim am Wald. Dieser zeigte sich sehr erfreut über die Anteilnahme im Ort durch Anrufe der Bürgerschaft und Zeichnungen von unseren Kleinsten, um die Einsamkeit zu bekämpfen und dem Personal Dank zu sagen.

Anteilnahme nicht nur meinerseits gab es aber auch bei der Nachricht, dass Ofensetzmeister und Fliesenleger Joachim Schrepel aus dem Leben geschieden ist. Nicht nur ich allein werde ihn in Erinnerung behalten für seinen Witz, sein Tun im Grünaer Faschingsclub und im Geflügelzuchtverein. Es war nicht nur menschlich eine Größe, sondern ein Kumpel, wie er im Buche steht. Hilfsbereit, freundlich und immer eine Geschichte aus der guten alten Zeit auf den Lippen. Wir werden Dich nicht vergessen. Seiner Frau und seinem Sohn nebst Familie wünsche ich viel Kraft.

Selbige als Akt ist auch bei den Vereinen notwendig. Und so gefällt mir zum Beispiel täglich der Gesangsverein Grüna / Mittelbach. Dort musiziert man mit modernsten Mittel von verschiedenen Orten aus, zum Beispiel per Mandoline. Walter sei dafür gedankt … Und mein Respekt! Möge einer nochmal sagen – die Alten… aber dann! Und ganz jung wächst ein Mehrfamilienhaus Ecke Karl-Liebknecht-Straße heran. Grüna wächst…

Der Ortschaftsrat musste vorübergehend eine Pause einlegen, dennoch möchte ich hier erwähnen, dass ich telefonisch oder per Mail (bzw. Donnerstag nach vorheriger Absprache) gern im Namen des Ortschaftsrates mich Ihren Fragen und Problemen annehme. Verständnis dafür sollte gezeigt werden, dass, auch wenn die Ortschaftsratssitzungen öffentlich sind, dies aufgrund der Hygienebestimmungen nur begrenzt und in äußerst dringenden Fällen nach telefonischer Voranmeldung bis Donnerstag vor der jeweiligen Sitzung unter 01608402640 erfolgen kann. Die Sitzungen hätten sonst hilfsweise im Chemnitzer Rathaus stattfinden können oder sollen – aber 3 Worte: bleib im Orte.

Und in diesem Ort soll auch noch einmal in diesem Jahr hoffentlich etwas größer und ausgelassen gefeiert werden. Dazu erfreute es mich, dass Familie Illgen vom Schaustellerverband ein tiefgründiges und herzliches Gespräch führte. Wir bleiben am Ball!

Und leider konnte keine große Aktion am Besen erfolgen. Denjenigen aber, die in privater Atmosphäre hier und da den Müll beseitigten, und den Mitgliedern des Heimatvereines, die mit Abstand Sprudelbrunnen und Buchenhecke von Spargelbude bis Bahnbrücke säuberten, sei gedankt. Denjenigen die permanent Ecken vermüllen, sei ein bestimmter Finger gezeigt. Hier wurde „Macht Platz im Schrank“ völlig falsch gedeutet.



Und ein weiteres Anliegen sollte nicht unter dem Mantel der Pandemie verschwinden. Ich bin glücklich, dass vor Monaten der Kontakt zu Frau Prof. Dr. Keil zustande kam, wobei sie Grüna Unterstützung anbot. Einiges war in den Medien schon zu vernehmen, doch einiges ist noch ungesagt und betrifft den Chemnitzer Westen ungemein. Lesen Sie die nachfolgende Betrachtung von Frau Prof. Dr Keil, bilden Sie sich bitte Ihre Meinung und überlegen Sie, was Nachhaltigkeit ist.

Und zuletzt noch fünf Dinge, welche uns noch kurz vor Redaktionsschluss in den heiligen Hallen vom Rathaus erreichten…

Zum Ersten wurden infolge der Pandemie die öffentlichen Einrichtungen geschlossen. Dies betraf auch unseren Totensteinturm, da der Mindestabstand nicht erreichbar war, also der nicht ausreichende Platz auf der Treppe beim Auf- und Absteigen. Dass leider Tor und Tür fehlen, stößt gerade in dieser Zeit auf mein Unverständnis, denn hier handelt es sich nicht nur um Diebstahl, sondern vielmehr um bewusste Gefährdung anderer Menschen, die vorsorglich durch unsere Stadt geschützt werden sollten. Ich möchte dafür auch im Namen der Stadt keine Verantwortung übernehmen...

Zum Zweiten bleiben wir noch kurz in unseren Gefilden im Wald. Aufgrund von Krankheit bleibt die Totensteinalm bis voraussichtlich Juli geschlossen. Dennoch ist die Versorgung mit leckeren Imbiss und Getränken in ausreichendem Masse nicht nur zu Himmelfahrt und Pfingsten, sondern auch an den Wochenenden gesichert. Eine Wanderung, Spaziergang etc. lohnt sich also auch weiter wie immer.

Zum Dritten wird auf Grund der Schulwegsicherung und auf Basis eines 2 Jahre alten Beschlusses der Arbeitsgruppe Schulwegsicherung ein Gehwegvorsprung Dorfstrasse/Ecke Schulgasse errichtet zur besseren Sicherheit der Querenden.

Beim vierten Punkt möchte ich mich bei unserer Scheibenschützen Gesellschaft zu Grüna 1850 e.V. bedanken, welche auch am Denkmal einen Frühjahrsputzeinsatz bewerkstelligte und zum Gedenken an das Kriegsende am 8. Mai vor 75 Jahren am Denkmal an diesem Tag in würdevoller Weise ein Gebinde niederlegte.

Schließlich, um es auf den Punkt zu bringen, die Nummer 5: Die nächste Ortschaftsratssitzung am 15.06.2020, 19:30 Uhr, wird einen etwas anderen Umfang als üblich haben und diesmal im Kulturhaus Grüna (das Herr Peter Simmel dafür dankenswerter Weise zur Verfügung stellt) stattfinden. Der Grund ist ein Tagesordnungspunkt, welcher vom Sozialamt vorgestellt wird. Thematik: Projekt alternative Wohnformen im Objekt "Grünaer Hof". Für Ihre Fragen und die des Ortschaftsrates möchte das Sozialamt Rede und Antwort stehen. Ein kleiner bitterer Beigeschmack war leider wieder die fehlende Kommunikation, welche nicht auf die Pandemie geschoben werden kann... In der Schule würde man sagen „5, setzen!“ Hier war es eben der letzte Punkt


Bleiben Sie gesund!

Lutz Neubert, Ortsvorsteher von Grüna

Dieser Artikel stammt aus dem Ortschaftsanzeiger Grüna / Mittelbach Juni 2020

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