Im Gespräch: Marianne Dell´ Adnese

Im Gespräch mit: Marianne Dell‘Agnese

Als Sportlegende und Stimmungskanone ist sie vielen Grünaern bekannt: Marianne Dell'Agnese, mit inzwischen 88 Jahren immer in Bewegung, ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Auch bei Fahrten und Veranstaltungen der Volkssolidarität ist sie oft auf dem Tanzparkett zu finden mit überraschenden Schritten und Drehungen. „Tanzen liegt mir im Blut, das wird nie langweilig."

Turnen und Tanzen gehören zu meinem Leben

Jeden Montagabend gibt es nur ein Ziel: ab zur Turnstunde, zu „ihren" Frauen, deren Vorturnerin sie bis vor wenigen Jah-ren war. Jetzt haben Regina Maibach und Eva Kempt das Sagen. Heute ist sie Zuschauerin, hilft noch, wo sie kann - auch mal bei der Vorbereitung von „runden" Geburtstagsfeiern. Begonnen hat alles vor 85 Jahren. Marianne Weiß wurde im März 1923 geboren. Sie war klein und zierlich und immer in Bewegung. Der kleine Körper sollte sich kräftigen, deshalb brachte sie ihre Mutter in eine Gymnastikgruppe für Kinder. Der Sportunterricht in der Schule reichte ihr nicht, ihre Eltern meldeten sie im Grünaer Turnverein an. Beim Mädchenturnen, später Frauenturnen wurde ihr Talent entdeckt und gefördert. Als Vorturner leiteten Arthur Züchner, Hans Böttcher und Alfred Graichen das Sportprogramm „Gymnastische Übungen, Bodenturnen und Geräteturnen".1939 mussten diese wie so viele junge Männer in den Krieg ziehen - und Marianne Weiß wurde mit 16 Jahren Vorturnerin. „Die Jugendzeit meiner Generation war vom Krieg belastet, viele meiner Schulfreunde sind gefallen. Mit 18, 20 Jahren will man doch ausgehen, tanzen, was erleben. Mir blieb das Turnen, wo ich wie die anderen Frauen stundenweise die Sorgen vergessen konnte. Wir versuchten auch, anderen Menschen Abwechslung zu bringen, so turnten wir z.B. für Verwundete, die im Lazarett Pelzmühle untergebracht waren", erinnert sich Marianne. Das Leben besteht aber nicht nur aus Sport. Viele Grünaer der älteren Generation wissen, aus welchem Elternhaus Marianne stammt. Das markanteste und weithin sichtbare Denkmal in Grüna ist unsere Kirche. Die Grundsteinlegung erfolgte am 16. Mai 1892, die festliche Einweihung fand am 4. März 1894 statt. In der Chronik sind zwei Grünaer Firmen genannt, die in jenen knapp zwei Jahren (ohne die heute einsetzbare Technik!) das Bauwerk entstehen ließen und vollendeten. Die Grünaer Baufirma Schreiter (gegr. 1865) hatte für das kunstvolle Klinkermauerwerk auch vier italienische Maurer verpflichtet, einer mit Namen Del Agnese. Dachdeckermeister Emil Weiß führte mit seinen Männern alle Dachdeckungsarbeiten aus. Für viele Grünaer Neubauten übernahm seine Firma (gegr. 1869) die Dachdeckung, darunter für Häuser der Wohnungsbaugenossenschaft. Später übergab er seinem Sohn Otto die Firma. Seine Enkelin Marianne hatte nach Abschluss der Schule in Grüna eine kaufmännische Lehre in Siegmar absolviert und die Prüfung als Kaufmannsgehilfin bestanden. Eine erste Anstellung fand die 16-Jährige bei einem Schweizer Geschäftsmann, der im heutigen Simmel Markt zwei Zimmer gemietet hatte, Strumpfwaren aus dem Gebirge aufkaufte und vertrieb. Dann arbeitete sie bei ihrem Vater als Buchhalterin und war verantwortlich für alle Büroarbeiten. Wie gut, dass sie 1949 einen Mann vom Fach heiratete. Hans Dell'Agnese führte das Familienunternehmen weiter. (Ob eine verwandtschaftliche Beziehung zu jenem Maurer Del Agnese bestand, weiß Marianne Dell'Agnese nicht,) Sie sorgte für ihre Familie, zu der bald Sohn Andreas gehörte, und erledigte alle Büroarbeiten. Dem Turnen blieb sie treu. Als Übungsleiter Hans Böttcher erkrankte, bat der Vorstand sie, „vorübergehend" die Gruppe zu leiten. Nach seinem Tod blieb es dabei - 28 Jahre lang war sie Vorturnerin. Ihr Sport und die Gemeinschaft der Turnerinnen halfen ihr über Schicksalsschläge hinweg. Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes musste sie das Unternehmen zunächst allein weiterführen, bevor ihr Sohn die Firma übernahm (und bis vor ca. vier Jahren weiterführte). In sportlicher Hinsicht legte sie damals eine kurze Pause ein. Ganz diszipliniert folgte sie auch den Ratschlägen ihrer Ärzte nach einer Hüftoperation vor nunmehr elf Jahren - nach einem Jahr konnte sie völlig schmerzfrei ihre Übungen wieder ausführen. „Bei mir beginnt jeder Tag mit Gymnastik, ich mache die Übungen mit, die im Fernsehen gezeigt werden. Das hält mich fit." Und Marianne Dell'Agnese kann nur jeden ermuntern, besonders im Alter seinem Körper etwas zuzutrauen und aktiv zu bleiben. Mit ihrer Begeisterung für das Turnen hat sie wesentlichen Anteil, dass es das Frauenturnen in Grüna noch gibt. Von den 32 Mitgliedern kommen meistens 25 zur Sportstunde oder im Sommer zur wöchentlichen Radtour. (Übringens: Dienstag turnen jetzt 14 Männer, auch das gibt es in Grüna noch.) An Meisterschaften haben die Turnerinnen nie teilgenommen, aber bei vielen Veranstaltungen in Grüna und Umgebung ihr Können beim Schauturnen bewiesen und viel Befall bekommen. Auch die Umzüge zu den Heimatfesten gestalteten sie mit ihren Gymnastikgeräten mit aus. Gern denkt Marianne Dell'Agnese an das Deutsche Turnfest 1990 in Dortmund zurück, das für die Gruppe aus Grüna ein Erlebnis war und manche Anregung brachte. Um den Nachwuchs beim Turnen steht es nicht gut, bedauert sie. Schön, dass in der Kita auf sportliche Bewegung Einfluss genommen wird und Sport ein Unterrichtsfach in der Schule ist. Aber sonst? Wo können Eltern, die die Begabung ihres Kindes für das Turnen ohne den Druck des Leistungssports fördern möchten, dieses hinschicken? Sie hat keine Antwort. „Ich war nie krank und das verdanke ich meinem Sport, der die Durchblutung fördert und damit auch geistig fit hält", betont Marianne Dell'Agnese. Am Vereinsleben schätzt sie die Geselligkeit, das Gespräch, die Fröhlichkeit. Das alles möchte sie nicht missen.

Bernd Hübler und Gerda Schaale, die das Gespräch mit der Grünaer Sportlegende führten, wünschen Marianne Dell'Agnese noch viele gesunde Jahre und weiterhin guten Humor.

Diese Würdigung hat sie verdient

Wir freuen uns, dass unsere Marianne im Ortschaftsanzeiger geehrt wird. Sie ist eine Frau, die immer für den Sport da ist und die wir sehr verehren. Jahrelang war sie unsere Vorturnerin. Ihr konnte niemand etwas vormachen, sie hat es immer besser gezeigt. Sie hat oft vergessen aufzuhören, wenn die Übungsstunde zu Ende war. Bis dann ein Raunen durch die Reihen ging und gerufen wurde; „Marianne, es ist schon spät!" Sie hat eben vor Begeisterung die Zeit verpasst. Aber alle Frauen haben bis zum Schluss mitgemacht. Obwohl sie sich vor einiger Zeit aus gesundheitlichen Gründen vom aktiven Sport zurückgezogen hat, ist sie noch jeden Montag in der Turnhalle und verfolgt die Übungen von der Bank aus. Außerdem fährt sie in den Monaten Juli und August mit uns regelmäßig Fahrrad. Wir schätzen unsere Marianne sehr und freuen uns, dass sie noch für unseren Turnverein da ist. Wir könnten uns nicht vorstellen, wenn sie dafür kein Interesse mehr zeigen würde. Liebe Marianne, wir möchten uns auf diese Weise noch einmal ganz herzlich bei Dir für die vielen Jahre als Vorturnerin bedanken. Wir sind stolz auf Dich.

Deine Turnerfrauen

 

Beginn der Turnbewegung in Grüna

1840 Junge Männer beginnen unter Anleitung von Lehrer Karl August Schenk, planmäßig Leibesübungen zu treiben (als Korporation = Vorstufe eines Vereins) 1848 Bestätigung der Gründung des Vereins durch das Chemnitzer Amt - der 1. Verein in Grüna besteht. Die Ortsjungfrauen stiften eine Fahne mit dem Spruch „Des Körpers Kraft gibt Geistes Frische", Fahnen- und Turnplatzweihe am 15. Oktober 1848 1851 Durch gesetzliches Dekret des königlichen Justizamtes werden viele Ortsvereine aufgelöst Auch der Grünaer Turnverein. 1861 Neugründung des Turnvereins. Im April 1861 wird die Verschmelzung mit dem freiwilligen Löschkorps beschlossen, dessen Übungsplatz (Irmschersches Grundstück im Unterdorf) und Gerätschaften werden gemeinsam genutzt / Turnausbildung der Schulkinder durch Lehrer Mai / ab 1962 Turnlehrer Meinelt (Vereinsmitglieder) wird gefördert 1883 im oberen Ortsteil wird der Turnverein „Germania" gegründet. 1904 Zusammenschluss beider Vereine unter dem Namen „Allgemeiner Turnverein j. P." (ATV) 1905-1906 - Bau und Einweihung der Turnhalle neben der Schule - Nutzung der Turnhalle und des Sportplatzes ist für die Schule 45 Jahre kostenlos - das „Damenturnen" wird eingeführt 1903 im oberen Ortsteil war der Arbeiterturnverein gegründet worden, auf seinem Grundstück im Wiesengrund wird in den 20er Jahren die Sportanlage errichtet Folgejahre weitere Sportvereine/Sportsektionen werden gegründet, dazu gehören - 1906 der „Radfahrverein Edelweiß", - 1908 Fußballmannschaften „Wacker" und „Jungwacker" (innerhalb des Arbeiterturnvereins) - „Sportverein 1912 e.V." 1914-1918 Im 1. Weltkrieg sind 60 Vereinsmitglieder gefallen oder an heimtückischen Krankheiten gestorben. 1921 Der Allgemeine Turnverein pachtet ein Grundstück an der Bahnhofstraße, Ausbau zum Spiel- und Sportplatz.

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